VOR ORT:
KÖLN, Samstag, 3. Mai 2025
15:00 Uhr – Köln, Rudolfplatz, Treffpunkt
16:00 Uhr – Köln, Heumarkt, Zentrale Kundgebung mit Reden
DIGITAL:
Live-Stream aus Köln ab 15:00 Uhr
Zur Liste der bisher geplanten Redebeiträge im Livestream und der zentralen Kundgebung geht es hier [Link folgt].
Weitere Beiträge nach Ankündigung auf www.genitale-selbstbestimmung.de und bei YouTube, Facebook
Den Flyer zum diesjährigen WWDOGA finden Sie hier.
An diesem Tag jährt sich die Verkündung des "Kölner Urteils" zum dreizehnten Mal. Dieses hatte 2012 auch Jungen das Recht auf genitale Selbstbestimmung zugesprochen, indem es eine medizinisch nicht indizierte Vorhautentfernung („Beschneidung“) eines Jungen als eine strafbare Körperverletzung bewertete. Inzwischen ist der 7. Mai längst weltweit zu einem Symbol für die Selbstbestimmungsrechte des Kindes unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Religion und Tradition geworden.
Gleichstellung bedeutet Chancengleichheit auf Grundlage der Kinder- und Menschenrechte. Was gibt es hier zu Genitaler Selbstbestimmung aller Menschen zu tun? Der WWDOGA schaut genau hin und bringt internationale Perspektiven zusammen!
Der „Weltweite Tag der Genitalen Selbstbestimmung“ fordert:
Gleichstellung bedeutet Chancengleichheit auf Grundlage der Menschenrechte. Dies ist besonders sensibel zu behandeln, wenn es sich um Kinder handelt, die ihre Rechte noch nicht selbst einfordern können. Die UN-Kinderrechtskonvention verurteilt jegliche Diskriminierung aufgrund von u.a. Geschlecht und Herkunft.Dass zu Genitaler Selbstbestimmung leider noch nirgendwo weltweit echte Gleichstellung umgesetzt worden ist, zeigen schon die diametral unterschiedlichen Einordnungen auf gesellschaftlicher, politischer und gesetzlicher Ebene, die Kindern - je nach äußerem Genital bei Geburt - Schutz zugestehen oder aberkennen.Eine Penisvorhaut darf demzufolge einem Kind ohne jede medizinische Notwendigkeit abgeschnitten werden, während die WHO alle Eingriffe an kindlichen Vulven unabhängig von der Eingriffstiefe als Genitalverstümmelung definiert. Die fachliche und politische Diskussion über irreversible Genital-Eingriffe an intergeschlechtlich geborenen Kindern nimmt fortwährend zu, und führte in manchen Ländern bereits zu ersten rechtlichen Schutz-Regelungen.
Gleichstellung für alle sähe also anders aus!
Wir fragen:
Der WWDOGA bringt auch zu diesem wichtigen Aspekt wieder zusammen: Betroffene, Fachexpertise, Eltern, Menschenrechtsorganisationen und Politik.
Laut WHO beschreibt der Begriff der Weibliche Genitalverstümmelung (FGM) alle Praktiken, bei denen die äußeren weiblichen Genitalien teilweise oder vollständig entfernt werden sowie alle sonstigen medizinisch nicht begründete Verletzungen am weiblichen Genital. Abhängig von Motiven und Art der Beschneidung, führt der Eingriff für die Betroffenen zu unterschiedlich starken gesundheitlichen, physischen, sozialen und wirtschaftlichen Konsequenzen. Die Praktik ist in jeglicher Form international als schwere Menschenrechtsverletzung anerkannt und wird dennoch weltweit praktiziert: In 29 Ländern in Sub-Saharaafrika sowie in Süd-, Südost- und Zentralasien als auch in Europa, den USA und Kanada. Besonders in Asien nehmen durch medizinisches Personal ausgeführte Formen zu, die immer wieder in Forderungen nach einer rechtlichen Duldung münden – was eindeutig der WHO widerspräche.
Der eigentlich verharmlosende Begriff „Beschneidung“ steht bei Jungen für die Amputation („amputare“: ringsherum abschneiden) der Vorhaut, die den Verlust von durchschnittlich 50 % der gesamten Penishaut, darunter des für sexuelle Empfindungen sensibelsten Teils, mit sich bringt und die natürliche Physiologie des Penis sowie dessen Erscheinungsbild irreversibel verändert. Komplikationen sowie physische und psychische Spätfolgen werden zunehmend dokumentiert.
Erkrankungen der Vorhaut machen nur in seltenen Fällen eine Vorhautentfernung medizinisch unumgänglich. Eine beschwerdefreie Vorhautenge im Kindes- und Jugendalter ist keine Krankheit. Oft weitet sich die Vorhaut erst in der Pubertät. Bei tatsächlichen Beschwerden helfen in den meisten Fällen nichtoperative Therapien.
Ein bis zwei von 1000 Kindern werden mit “atypischen” körperlichen Geschlechtsmerkmalen geboren. Es kommt immer wieder zu frühen Genitaloperationen mit geschlechtsbestimmendem Charakter und zu Hormonbehandlungen vor der Einwilligungsfähigkeit. Die Betroffenen haben später das Gefühl abnorm zu sein und sind in ihrer körperlichen Unversehrtheit ungefragt übergangen worden. Alle pädiatrischen Verbände in Deutschland empfehlen inzwischen, diese Maßnahmen nur noch in einem Alter vorzunehmen, in dem die betroffene Person einwilligungsfähig ist. Auch international bewegt sich die fachliche Diskussion teilweise in diese Richtung. Körperliche Integrität und Selbstbestimmung müssen aber vielerorts noch in die Wirklichkeit der Praxis integriert werden. Seit 20 Jahren protestieren Betroffene öffentlich gegen diese Operationen, die sie als fundamentale Menschenrechtsverletzung, Genitalverstümmelung, als traumatisierend und zerstörerisch für das sexuelle Empfinden beschreiben. Vorwürfe, die auch durch Menschenrechtsgremien wie den UN-Kinderrechtsausschuss bekräftigt werden.
Trans* Menschen möchten häufig ihre körperlichen Merkmale durch eine Operation an ihr wahres Geschlecht angleichen. Soll aus einem Penis eine Vulva gebildet werden, fehlt ohne die Vorhaut ideales Gewebe in erheblichem Ausmaß.
Am 7. Mai 2012 bewertete das Kölner Landgericht eine medizinisch nicht indizierte "Beschneidung" an einem nicht einwilligungsfähigen Jungen als rechtswidrig. Dies war nur folgerichtig, denn auch Kindern standen in Deutschland die Rechte auf körperliche Unversehrtheit und gewaltfreie Erziehung zu. Warum hätten diese Rechte gerade vor dem Intimbereich haltmachen sollen, und dann auch noch exklusiv nur vor dem von Jungen?
Der Deutsche Bundestag entschied am 12.12.2012 als Reaktion auf das Kölner Urteil in einem Hauruckverfahren, dass Eltern aus jeglichem Grunde in eine „Beschneidung“ ihrer
Söhne einwilligen können. Ein Widerspruch zu sämtlichem übrigen gesetzlichen Schutz von Kindern und gleich ein mehrfacher Verstoß gegen die UN-Kinderrechtskonvention.
Unsere Info-Seite mit weiterführenden Links zu u.a. aktueller Fachliteratur aus Deutschland, der Türkei, den USA u.v.a., Zeugnissen von Betroffenen, Filmen, Aufklärungsbüchern und -broschüren und Vortrags-Videos internationaler Wissenschaftler finden Sie HIER.
Hass und Menschenfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz!
Wir fordern alle Protestierenden auf, sich deutlich von Pauschalisierungen und Menschenhass zu distanzieren und immer wieder deutlich zu machen, dass es nur um das Wohl, die körperliche Unversehrtheit und das Recht des Kindes auf Selbstbestimmung gehen kann.