Genitale Selbstbestimmung in der Literatur

Ombeni Ngonyani: Big Eight und Ukeketaji
“Die gestohlene Kindheit und Weiblichkeit“

Die Autorin Ombeni Ngonyani erzählt in diesem Buch eine Geschichte, die beeinflusst ist von dem, was Mädchen und junge Frauen aus Tansania ihr erzählt haben.

2018 erschienen im Ombenis-Verlag

ISBN: 978-3-947689-01-9


Jeffrey Eugenides: Middlsex

middlesex

In einem kleinasiatischen Bergdorf fängt alles an. Ein junger Mann und eine junge Frau, Bruder und Schwester, fliehen vor den Türken nach Smyrna und, als die Stadt brennt, nach Amerika. Es ist das Jahr 1922. Auf dem Schiff heiraten sie und lassen sich später in der Autostadt Detroit nieder. Niemand ahnt das Geheimnis dieses Paares, doch nach Jahrzehnten hat der Tabubruch der beiden ungeahnte Folgen.

 

erhielt 2003 den Pulitzer-Preis und wurde 2015 in die BBC-Auswahl der besten 20 Romane von 2000 bis 2014 aufgenommen.

Originalausgabe: “Middlsex”, Farrar, Straus and Giroux, New York 2002 (engl.)

ISBN: ISBN 0-374-19969-8


Waris Dirie: Wüstenblume (org.: Desert Flower)

dirie

Obwohl sie im Alter von fünf Jahren eine Genitalverstümmelung erlitt, die lebenslange Folgen hatte, floh Waris Dirie aus ihrer Heimat Galkayo in Somalia nach Mogadischu, um einer arrangierten Ehe zu entgehen. Sie zog mit Verwandten nach London, arbeitete eine Zeit lang bei McDonald's und wurde durch Zufall von dem Modefotografen Terence Donovan entdeckt. Sie arbeitete weiter als Model für Film und Mode und wurde schließlich als Supermodel angesehen. Zu diesem Zeitpunkt schrieb sie zusammen mit Cathleen Miller ihre Autobiografie. Kurz darauf wurde sie UN-Botschafterin für die Abschaffung von FGM.

Das Buch, das Diries Genitalbeschneidung, ihre abenteuerliche Flucht durch die somalische Wüste und den Aufstieg zum weltberühmten Supermodel beschreibt, wird ein internationaler Bestseller und erscheint in über 50 Lizenzausgaben. Weltweit wurden bis heute über 11 Millionen Exemplare verkauft, allein in Deutschland 3 Millionen (Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste vom 11. bis 17. Januar und vom 25. Januar bis 18. Juli 1999).

Die Tatsache, dass Waris Dirie an anderer Stelle die männliche Genitalverstümmelung verharmlosend als Beschneidung bezeichnet und stolz darüber berichtet, sie an ihrem eigenen Sohn vorgenommen haben zu lassen, entspricht nicht den Forderungen des WWDOGA. Da dieses Thema jedoch im Buch „Wüstenblume“ nicht thematisiert wird, kann das Werk als solches im Kontext der Genitalautonomiebewegung positiv gesehen werden.

Originalausgabe: “Desert Flower” William Morrow Pub, 1998

ISBN: 978-0-688-15823-1

Adaptionen: Film (2009), Musical (2020)


Gary Shteyngart: Kleiner Versager (Org.: Little Failure. A Memoir.)

Shteyngart
Diese Geschichte eines Jungen, der von seinen Eltern zärtlich «kleiner Versager» genannt wird, weil man ihn zwar abgöttisch liebt, aber nicht so recht an sein Glück und seinen Erfolg im Leben glaubt, ist ein an Menschenkenntnis und Emotionen beglückend reiches Buch – voller Humor, obwohl die Familie wegen Hitler und Stalin nicht viel zu lachen hat und Alltagsnöte sich auftürmen wie Berge. Eine berührende und zugleich komische Kindheitsgeschichte: fesselnd, meisterhaft und – da sie Gary Shteyngarts eigene Geschichte ist – auch wahr. Zu dieser Wahrheit gehört auch die ausführliche Schilderung, wie ihm nach Einwanderung seiner Familie in die USA die Penisvorhaut abgeschnitten wurde: „Bis heute zucke ich beim Anblick einer blanken Rasierklinge zusammen. Ich weiß, was sie einem achtjährigen Jungen antun kann.“

Originalausgabe:‎ “Little Failure. A Memoir.” Random House, New York 2014

ISBN: 978-0-679-64375-3


Lisa Braver Moss: The Measure of His Grief (dt.: "Das Ausmaß seines Schmerzes")

In Berkeley, bei der Schiwa seines Vaters, verspürt ein jüdischer Arzt einen stechenden Schmerz in der Leiste, für den er keine Erklärung finden kann. So beginnt eine Reihe von Ereignissen, die Dr. Sandy Waldman dazu bringen, gegen die eine jüdische Tradition zu wettern, die selbst in den ikonoklastischsten Städten und unter den am meisten assimilierten Juden immer noch gepflegt wird: die Beschneidung.

In ihrem witzigen, zum Nachdenken anregenden Debütroman verwebt Lisa Braver Moss die Geschichte von Sandy mit der seiner Frau Ruth - die die Geduld verlieren wird, da Sandy die Beschneidungskontroverse lebt und atmet - und ihrer Tochter Amy im Collegealter, die von ihrem inhaftierten leiblichen Vater kontaktiert wird, als sie gerade versucht, ihre Zukunft zu klären.

Sandy, ein Neurotiker, aber auch ein Visionär, vertieft sein Verständnis des Judentums, auch wenn er mit seinem Anti-Beschneidungs-Aktivismus sowohl seine Ehe als auch seine Karriere gefährdet. Auf dem Weg dorthin ist er entsetzt - und doch fasziniert - von einer merkwürdigen Online-Entdeckung: einer lokalen Selbsthilfegruppe für Männer, die ihre Vorhaut "wiederherstellen". Könnte dies Sandys Ticket zur Erlösung sein - sein Weg, Ruth zurückzugewinnen, sein Gleichgewicht wiederzuerlangen, sich mit seiner Herkunft zu arrangieren?

Originalausgabe:‎ “The Measure of His Grief” Notim Press, 2010

ISBN: 978-1-453-72025-7